Ich habe mit fünf Jahren mit dem Tanzen angefangen und hab sehr viele Meisterschaften im Hip Hop Bereich getanzt. 2014/2015 hatten Les Twins eine Tour mit Beyoncé und einen Auftritt in Hannover. Felix und ich aus unserer Tanzcrew hatten eine kleine Performance im Funpark. Ich habe damals einfach meine Kamera mitgenommen und dachte mir „Hey die sind nicht jeden Tag in Hannover, dann filme ich das mal einfach so als Erinnerung“. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Die Jungs (Les Twins) haben gesehen, dass ich das gemacht habe und mich im Nachhinein gefragt: „Zeig mir die Aufnahmen.“. Denen haben die Videos ziemlich gut gefallen und im Nachhinein haben die mich gefragt, ob ich mit denen auf Tour gehen möchte.
Inzwischen arbeitest du mit Weltstars wie Rita Ora, Chris Brown, Jorja Smith, Les Twins Burna Boy etc. zusammen. Wie bleibt ein junger Mann aus Hildesheim da auf dem Teppich?
Mir war es immer wichtig oder wurde mir so beigebracht, also auch von zu Hause aus, dass man immer bescheiden bleiben sollte und nie vergessen sollte, wo man herkommt. Alles, was man im Leben erreicht ist immer nur ein Stück von dem, was auf einen zukommt.
Alles, was ich in den letzten Jahren erreicht habe, gemacht habe, war für mich immer so, dass ein Plan dahintersteckt und dass ich das nicht nur für mich mache, sondern auch für die jüngeren Leute da draußen, die genauso eine Hautfarbe wie ich haben, die es vielleicht schwer haben in bestimmten Berufen einzusteigen. Für mich war immer wichtig, ein Vorbild zu sein, etwas zu machen, was vielleicht keiner aus meiner Familie vorher geschafft hat oder aus meinem Freundeskreis oder Umgebung etc. oder meiner Stadt selbst.
Wenn man aus einem afrikanischen Haushalt kommt ist es häufig so, dass die Eltern möchten, dass die Kinder irgendwie bestimmte Berufswege nehmen, die man kennt und womit man viel Geld verdienen kann, sei es Arzt, Anwalt oder sowas. Sachen, die die Eltern vielleicht nicht machen konnten. Deswegen war es für mich natürlich ziemlich schwer irgendwas in der Medienbranche oder in der kreativen Branche zu machen, weil meine Eltern das nicht verstehen und gar nicht wirklich nachvollziehen konnten, was man damit anfangen kann. Es hat auch ziemlich lange gedauert, bis meine Eltern das verstanden haben. Im Nachhinein über die Jahre hat es Klick gemacht, sodass ich dann die Unterstützung bekommen habe. Deswegen, all diese Sachen waren für mich Sachen, die ich überwinden musste und irgendwie immer wieder überzeugen musste, immer wieder beweisen, dass es möglich ist. Bevor ich es überhaupt draußen beweise, muss ich es erstmal in meinem eigenen Familienkreis beweisen.
Das ist für mich auf jeden Fall ein sehr großer Erfolg, weil ich nicht unter jemandem arbeiten und die Träume eines anderen verwirklichen muss, sondern meine eigenen Träume. Man macht das, womit man sich gerne beschäftigt. Dass man damit anderen Leuten helfen und gleichzeitig auch sein eigenes Geld verdienen kann, ist das beste Gefühl überhaupt.
Viele Leute haben davor Angst in Insolvenz zu gehen oder noch kein Geld zu haben. Da liegt das größte Problem gerade für Schwarze Menschen in Deutschland. Ich war zum Beispiel auf einer Veranstaltung, der AiDiA Pitch in Berlin. Da habe ich so viele Startup- Unternehmen kennengelernt, Schwarze Startup-Unternehmen, die man so normalerweise nie sehen würde, außer man recherchiert gründlich. Da habe ich zum Beispiel gemerkt, dass es da viele von uns gibt. Die sind die Zukunft, sozusagen next generation und die muss man fördern und pushen. Wenn man in seiner eigenen bubble lebt, kommt man nicht wirklich zusammen und bekommt nichts mit. Ich finde als Selbstständiger andere Schwarze Unternehmen zu supporten, ist das wichtigste überhaupt, damit wir auch hier gerade in Deutschland und in Europa eine Community aufbauen können, um uns gegenseitig zu pushen.
Wenn man mehr zusammenkommen würde, hätte man mehr Möglichkeiten etwas ganz Großes aufzubauen. Ich finde, wir sind viel zu sehr getrennt und gespreaded anstatt irgendwie zusammenzukommen und zusammen ein Business zu starten. Wir haben so viele Talente in Deutschland, Schwarze Talente vor allem aus verschiedenen Bereichen. Das nur auf einem Event zu sehen finde ich sehr schade. Mir persönlich ist ganz wichtig, dass ich in dem Medienbereich auch viele Schwarze, jüngere, talentierte Leute mitziehen kann, sodass sie besser werden als ich und mehr Möglichkeiten haben.
Alle sagen immer versuch anders zu sein als die anderen, doch gerade dann wirst du wie die anderen. Bleib einfach du selbst und bleib dir treu. Man sollte definitiv an sich arbeiten und immer mehr als 100% geben. Es gibt viele Leute, die mehr als 100% geben. Am besten 200% geben. Was ganz, ganz wichtig ist auch, dass man an sich glaubt und wirklich weiß, was man im Leben möchte. Das man bestimmte Dinge im Leben – so wie bei mir damals Familie, Freunde und alle Menschen, die einen unterstützen – im Fokus hat. Das ist dein Name, deine Legacy. Dass du, wenn du irgendwann mal nicht da sein solltest etwas mitgegeben hast. Das finde ich am wichtigsten, dass deine Personality, dein Kern, dein Herz rein bleibt und das man sich nicht wegen der Industrie draußen verkauft.
Fotos: China Hopson
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